Manga

Manga [ˈmaŋɡa] (japanisch 漫画) ist der japanische Begriff für Comics. Außerhalb von Japan bezeichnet er meist ausschließlich aus Japan stammende Comics, wird aber auch für nichtjapanische Werke verwendet, die visuell und erzählerisch stark an japanische Vorbilder angelehnt sind. Eine klare Abgrenzung von Manga durch Stilmerkmale ist wegen der großen formalen und inhaltlichen Vielfalt des Mediums in Japan nicht möglich. Zu den wichtigsten vom Manga beeinflussten Comickulturen gehören die koreanischen Manhwa sowie Manhua aus dem chinesischen Raum. Viele als typisch angesehene Stilelemente von Manga finden sich auch im japanischen Animationsfilm, dem Anime, wieder.

In Japan stellen Manga einen bedeutenden Teil der Literatur sowie der Medienlandschaft dar. Der Mangamarkt ist der weltweit größte Comicmarkt. Die Wurzeln des japanischen Comics reichen bis ins Mittelalter zurück. Seine heutige Form ist jedoch wesentlich durch die westlichen Einflüsse im 19. und 20. Jahrhundert geprägt. Seit den 1990er Jahren sind Mangas neben Animes und Computerspielen ein erfolgreiches kulturelles Exportgut Japans.

Der Durchbruch für Manga in Deutschland kam Ende 1997 mit der ungespiegelten Serie Dragon Ball des Carlsen-Verlags. Die Veröffentlichung in originaler Leserichtung war vom Lizenzgeber vorgegeben worden, erwies sich aber als vorteilhaft und wurde zum Standard für Manga-Veröffentlichungen in Deutschland: Die japanische Leserichtung betont Authentizität, grenzt zum restlichen Comic-Angebot ab und senkt die Kosten für die Verlage, die dies in Form geringerer Preise an den Leser weitergeben.Den meisten Bänden ist seitdem auf der letzten bzw. der nach westlicher Leserichtung ersten Seite eine kurze Anleitung zum Lesen von rechts nach links beigeheftet.Mittlerweile erscheinen allein bei den größten deutschen Manga-Verlagen Carlsen Manga, Egmont Manga, Tokyopop, Planet Manga und Kazé Deutschland jährlich über 800 Manga-Bände.

Die Entwicklung des Manga-Booms in Deutschland lässt sich zum Beispiel an den Umsatzzahlen des Carlsen-Verlags ablesen: Während der Verlag 1995 Manga für knapp 400.000 Euro verkaufte, lag sein Manga-Umsatz im Jahr 2000 bei über vier Millionen Euro und 2002 bei über 16 Millionen Euro.Im Jahr 2005 lag der Manga-Bruttoumsatz in Deutschland bei 70 Millionen Euro. Egmont Manga und Anime (EMA) war mit einem Jahresumsatz von 15 Millionen Euro Marktführer, im Jahr 2006 lag laut GfK-Angaben Carlsen Comics mit einem Marktanteil von 41 % knapp vor EMA (38 %). Das Segment umfasste in dem Jahr etwa 70 % des deutschen Comicmarktes und wurde zum drittwichtigsten Markt für Manga in Europa. Dabei lief der Vertrieb ab den 2000er Jahren nicht nur über den Fach- und Zeitschriftenhandel, sondern auch über die meisten Buchläden. Das Angebot wird oft in der Nähe von Jugendbüchern platziert und der Erfolg verhalf auch anderen speziell japanischen Erzählformen wie Light Novel nach Deutschland. Die positive Entwicklung des Marktes hält auch über das Jahr 2010 hin an. So stiegen die Umsätze mit Manga von 2014 zu 2015 um fast 15 %, während der Buchmarkt insgesamt schrumpfte.Die deutsche Comicbranche ist wie keine andere in Westeuropa abhängig vom Manga.

Die Veröffentlichungen geschehen zwar fast immer ungespiegelt, jedoch manchmal auf andere Weise verändert oder es wird bereits verändertes Material aus den USA übernommen, um anderen Vorstellungen über die Darstellbarkeit von Sex und Gewalt entgegenzukommen oder Kritik vorzubeugen. So werden meist auch Swastiken, die in Ostasien ein verbreitetes Glückssymbol sind, entfernt, weil sie in Deutschland mit dem Nationalsozialismus assoziiert werden. Mangas werden in Deutschland fast ausschließlich in Form von Taschenbüchern (meist im japanischen Tankōbon-Format) veröffentlicht. Der Versuch, auch monatlich erscheinende Manga-Magazine nach japanischem Vorbild in Deutschland zu etablieren, scheiterte Anfang des 21. Jahrhunderts nach einigen Jahren:Die Magazine Manga Power und Manga Twister wurden wegen unzureichender Verkaufszahlen und Banzai! wegen Lizenzproblemen wieder eingestellt. Das Magazin Daisuki hielt sich noch bis Mai 2012.

Die Manga-Leserschaft war laut einer großangelegten Umfrage von 2005 im Wesentlichen zwischen 14 und 25 Jahren alt, nur 12 % älter als 25. Dieser kleine Teil älterer Fans spielte jedoch eine große Rolle in der Etablierung der Szene, so in der Gründung von Magazinen, Veranstaltungen und Plattformen. 70 % der Befragten waren weiblich. Frauen machen auch die überwiegende Mehrheit des selbst kreativen Teils der Fanszene aus. Die thematischen und ästhetischen Interessen sind außerordentlich breit gestreut, auch wenn fantastische Stoffe vorherrschen, und es wird von den Befragten eine große Bandbreite an Lieblingswerken genannt. Allein bei der Frage nach dem ersten gelesenen Manga stechen Dragonball und Sailor Moon hervor.

Nachdem der Comicmarkt in Deutschland seit den 1980er Jahren rückläufige Verkäufe bei stetig steigenden Preisen verzeichnete, wurde dieser Trend durch den Erfolg von Manga in den 1990er Jahren gebrochen. Die günstige Veröffentlichungsform und die neuen Inhalte sprachen nun wieder ein breiteres, jüngeres und erstmals weiblicheres Publikum an. Seit der Jahrtausendwende haben Manga auf etablierten deutschen Literaturveranstaltungen wie der Frankfurter Buchmesse und der Leipziger Buchmesse eigene Messebereiche. Das Segment wurde – in Verbindung mit Cosplay – zu einem der Publikumsmagneten der Messen und bringt ihnen viele junge Besucher.
Beim Sondermann-Preis der Frankfurter Buchmesse gab es zeitweise zwei Kategorien für Manga – national und international – und es entstanden Manga-Zeichenwettbewerbe, die vom Manga inspirierte deutsche Künstler suchen. Seit Anfang der 2000er etablierten sich so auch einige deutsche Künstler, die aus der Manga-Fanszene stammen und Manga-typische Stile, Erzählstrategien, Themen und Genres in ihren Werken aufgreifen.

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